Mittendrin

Wir sind Mittendrin

Mitten im Flensburger Stadtteil Fruerlund, genauer gesagt in der Travestraße steht ein Schrank. Darin befinden sich allerdings weder Pullover, Hosen oder Schuhe, sondern: Bücher. In Regalen aufgereiht, stehen Krimis neben Bildbänden, Romanen, Sachbüchern, Kinderbüchern und anderem Lesestoff – die Auswahl ist vielfältig. Und diese Bücher stehen dort nicht zur Dekoration oder gar als Kunstwerk, sondern sie wollen und sollen gelesen werden. Denn der Bücherschrank ist öffentlich, kostenlos und für alle da.

Wer möchte, öffnet einfach das verglaste Regalfach und nimmt sich das gewünschte Buch mit. Umgekehrt geht das auch: Man kann auch selber Bücher für den Schrank spenden und damit anderen Lesern eine Freude machen.

Errichtet haben diesen nachbarschaftlichen Bücherschrank die Bewohner unseres Wohnprojektes „Mittendrin“. Von ihnen wird er auch gepflegt, gewartet und in Stand gehalten.

„Damit wollen wir aktiv etwas zum gesellschaftlichen Miteinander beitragen“, betont Wiebke Wenzel, damals Abteilungsleiterin für den Bereich Wohnen bei den Mürwikern, heute Geschäftsführerin.

Dafür gab es tatkräftige Unterstützung: Beteiligt sind an diesem erfolgreichen Inklusionsprojekt der Lions Club Flensburg, der auch schon einen Bücherschrank in Mürwik aufgestellt hat und der Selbsthilfe-Bauverein Flensburg (SBV), der den Betonsockel auf seinem Grundstück gegossen hat. Für den finanziellen Sockel hingegen hat unsere Stiftung gesorgt, mit deren Spendengeldern der Bau und Erhalt des Bücherschrankes ermöglicht wurde.

Die Nachbarn aus dem Stadtteil haben den Bücherschrank sehr gut angenommen: Schon nach den ersten drei Tagen musste er dringend aufgefüllt werden. Aber das ist kein Problem: Nahezu täglich kommen Menschen beim „Mittendrin“ vorbei, um neue Buchspenden abzugeben. So kommt man ins Gespräch - und die Mürwiker sind das, was sie sein möchten: Mittendrin im Stadtteil.

Integrative Winterfreizeit

Seit über 20 Jahren engagiert sich Pastor Hans-Peter Spießwinkel dafür, Menschen durch Integration zur Inklusion zu bringen. Der Seelsorger aus dem Kirchenkreis Nordfriesland bietet einmal im Jahr eine Winterfreizeit für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen an.

Eine Woche lang haben sie als Gruppe die Gelegenheit, miteinander umzugehen, einander wahrzunehmen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, füreinander Verantwortung zu haben. Und auch miteinander Spaß und Freunde am Wintersport zu erleben.

Im Forellenhof, einem Selbstversorgerhaus in Osttirol, tragen sie gemeinsam die Verantwortung: beim Einkaufen, Kochen und Saubermachen ebenso wie in der Loipe, auf der Rodelpiste, beim Zollwirt oder in der Disco. Natürlich muss man kein Ski-Ass sein, um im Defereggental dabei zu sein: „Wenn es zum Langlaufen geht, stehen wir erfahrene Läufer gerne den Neuzugängen zur Seite – das macht allen Beteiligten viel Spaß“, sagt Gerd Hulin vom Begleitenden Dienst der Mürwiker.

Die Stiftung Die Mürwiker, der Kirchenkreis Nordfriesland und der Förderverein der Mürwiker leisten seit Jahren für diese integrative Winterfreizeit finanzielle Unterstützung. Alle Teilnehmer kehren stets dankbar und gesund zurück und denken gern an die gemeinsame Zeit zurück. An eine großartige Begegnung, die allen viel gebracht hat.

Hilfe zur Selbsthilfe

Für viele Menschen ist die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht selbstverständlich oder mit Hürden verschiedener Art verbunden. Wer zum Beispiel unter einer Phobie oder Depressionen leidet, kann oft nur eingeschränkt oder gar nicht an Freizeitbeschäftigungen, die für andere alltäglich sind, teilnehmen. Manchmal sind diese Hürden so hoch, dass zum Beispiel ein Theaterbesuch ohne Unterstützung nicht oder nur schwer möglich ist.

Der Betriebsbereich „Spektrum“ bei den Mürwikern beschäftigt Mitarbeiter mit psychischen Beeinträchtigungen. „Teilhabe an Arbeit sowie begleitende Angebote werden durch unsere Abteilung in vielfältiger Weise geboten“, sagt Frieder Stockhaus vom Spektrum. „So wollen wir unseren Mitarbeitern durch Begleitung einer vertrauten Person den Besuch von Theatervorstellungen, Museen und anderen kulturellen Einrichtungen ermöglichen“. Diese Begleitung soll ihnen helfen, die Hemmschwellen zu überwinden und sie darüber hinaus stärken, Kulturveranstaltungen zukünftig in Eigeninitiative besuchen zu können.

Die personelle Unterstützung für diese Hilfe zur Selbsthilfe leisten Die Mürwiker, aber die Kosten der Besuche übersteigen die finanziellen Möglichkeiten der betroffenen Mitarbeiter. Daher hat die Stiftung Die Mürwiker dieses Projekt mit einer Spende unterstützt. So konnte ein Abonnement für das Landestheater Flensburg finanziert werden. Man kann also sagen: Vorhang auf für Inklusion und Teilhabe an kultureller Freizeit!